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Rechte Vorfälle im Landkreis Gießen

31.01.2019
Gießen
Vor der Praxis der Gießener Allgemeinmedizinerin Dr. Kristina Hänel demonstrierten Ende Januar mehrere Personen. Dr. Hänel hatte sich für die Abschaffung des Paragrafen 219a des Strafgesetzbuches (Verbot der Werbung für Schwangerschaftsabtreibung) stark gemacht und (erfolglos) gerichtlich geklagt. Aus den USA beispielsweise sind ähnliche Demonstrationen und Belagerungen militanter Abtreibungsgegner der religiösen Rechten bekannt.
https://www.giessener-allgemeine.de/regional/stadtgiessen/Stadt-
Giessen-Abtreibungsgegner-Beten-und-singen-vor-Kristina-Haenels-
Praxis-in-Giessen;art71,549213
16.02.2019
Grünberg
Minderjährige schmierten am 16. Februar offenbar mehrere Hakenkreuze an unterschiedlichen Stellen eines Schulgeländes im Hegweg. Eine alarmierte Polizeistreife nahm zwei der vier tatverdächtigen Jungen im Alter von 11 bis 14 Jahren fest..
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43559/4196797
17.02.2019
Schutzzonen-Aktion der NPD in Gießen
Am 17. Februar gegen 17 Uhr führte die NPD in Gießen eine Aktion im Rahmen ihrer Kampagne „Schutzzone“ durch. Es nahmen sechs Personen an der Aktion teil. Bei den Aktionen laufen Mitglieder der NPD in Warnwesten mit der Aufschrift „Schutzzone“ durch den öffentlichen Raum. In sozialen Netzwerken teilt die Partei Bilder der Aktionen und inszeniert die Aktivitäten als „Patrouillen“ oder „Streifengänge“. Bewusst spielt die Partei mit der Assoziation zu Bürgerwehren. In der Regel dauern die Aktionen nur kurz an und der hauptsächliche Zweck ist die Inszenierung von Fotos für die Sozialen Medien.
09.03.2019
Gießen
Am 9. März gab es eine Demonstration der Gießener Gelbwesten unter Beteiligung von NPD-Funktionären. Laut „Gießener Allgemeinen“ nahmen die NPD-Funktionäre Stefan Jagsch und Ingo Helge, stellvertretender Landesvorsitzende der rechtsextremen Partei, sowie Thomas und Thassilo Hantusch, Geschäftsführer und Kreistagsabgeordneter der NPD Lahn-Dill, daran teil. Der Veranstalter hatte die NPD zuvor explizit eingeladen. Während der Demo kam es zu Übergriffen auf Unbeteiligte. Zudem wurden nach der Demo bei einem Teilnehmer von der Polizei das Mitführen von Quarzhandschuhen festgestellt. In einem weiteren Artikel berichtete die „Gießener Allgemeine“, dass sich unter den Gelbwesten auch ein Aktivist der rechtsextremen „Wodans Erben“ befand. „Wodans Erben“ waren bisher hauptsächlich in Bayern aktiv und hießen bis letztes Jahr „Soldiers of Odin“, in Anknüpfung an eine rechte Bürgerwehr aus Finnland.
https://www.giessener-allgemeine.de/regional/stadtgiessen/Stadt-Giessen-Warum-die-Giessener-Gelbwesten-kein-Problem-mit-der-NPD-haben;art71,562494
07.04.2019
Gießen
Laut einem Bericht der „Gießener Allgemeinen“ wurde am 7. April um 1.45 Uhr im Gießener Stadtteil Lützellinden ein Mann mit einer Bierflasche attackiert, nachdem dieser sich über „Sieg Heil”-Rufe aus dem Nachbarhaus beschwert hatte. Gegen einen 44-jährigen Gießener wird laut Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, wegen der Naziparolen gegen Unbekannt.
https://www.giessener-allgemeine.de/regional/stadtgiessen/Stadt-Giessen-Polizei-ermittelt-nach-Schlag-und-Sieg-Heil-Rufen;art71,579274
08.04.2019/ 09.04.2019
Gießen
Mehrere Hakenkreuze wurden von einer unbekannten Person zwischen 19.00 Uhr am 8. April und 10.00 Uhr am 9. April auf einen in der Henriette- Hezel-Straße geparkten weißen Opel Vivaro gemalt.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43559/4242386
09.04.2019
Allendorf
Am 9. April meldete die Polizei, dass auf einer Sitzbank in einem Waldgebiet bei Allendorf (Lumda) ein Hakenkreuz aufgesprüht wurde
https://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/allendorflda/hakenkreuz-auf-bank-gespruht_20073349
13.04.2019
Gießen
Unter dem Motto „Gelbe Westen” versammelten sich am 13. April mehrere Menschen in Gießens Innenstadt. Die Demonstration richtete sich gegen die Berichterstattung der „Gießener Allgemeinen Zeitung“ und die „Lügenpresse” und hatte ungefähr 20 Teilnehmer. Die Veranstalter_innen der Demo stehen seit längerem in der Kritik, weil sie immer wieder auch Rechtsextremist_innen in ihren Reihen dulden würden. Im März wurden die Aktionen der Gießener Gelbwesten zwischenzeitlich eingestellt, nachdem die NPD auf Einladung des damaligen Veranstalters an der Demonstration teilgenommen hatte. In einem YouTube-Video ist zu sehen, wie ein Redner antisemitische und pressefeindliche Verschwörungserzählungen propagiert.
https://www.giessener-allgemeine.de/regional/stadtgiessen/Stadt-Giessen-Giessener-Gelbwesten-demonstrieren-gegen-Luegenpressevor-GAZ-Gebaeude-Deutlich-groessere-Gegendemo;art71,577694
07.05.2019
Heuchelheim
In der Bahnstraße in Heuchelheim hinterließen Unbekannte laut einer Polizeimeldung vom 7. Mai mehrere Schmierereien und ein beschädigtes Fenster. Die Täter_innen waren auf dem Schulgelände offenbar in der Nacht zum 7. Mai aktiv. Dabei benutzten sie Kreide und malten unter anderem ein Hakenkreuz auf. Das Fenster wurde wahrscheinlich schon am Vortag beschädigt.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43559/4264211
10.05.2019/ 11.05.2019
Pohlheim
Unbekannte beschmierten in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai mehrere Gegenstände in der Taunusstraße im Pohlheimer Ortsteil Grüningen mit pinker Farbe. In einem Fall hinterließen sie auch ein Hakenkreuz.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43559/4269369
13.05.2019
Gießen
Ein Twitter-User machte am 13. Mai auf eine antisemitische Schmiererei in Gießen aufmerksam. Das gepostete Foto zeigt den Schriftzug “Zins = Zion”, der auf einem Gebäude aufgesprüht wurde.
https://twitter.com/sebastain_hell/status/1127874753166041088
19.06.2019
Laubach
Laut des Online-Portals „mittelhessen.de“ wurden in der Nacht zum 19. Juni Flugblätter mitsamt CDs von Unbekannten im Raum Laubach-Ruppertsburg verteilt. Der Verfasser dieser Flugblätter bezieht sich dabei auf eine Aktion, bei der Stolpersteine in Laubach verlegt werden. Das Schreiben hat offenbar auch zum Inhalt, dass der Holocaust verleugnet wird.
https://www.mittelhessen.de/lokales/blaulicht/taser-angedroht-abernicht-eingesetztmit-kantholz-zugeschlagenkripo-ermittelt-wegenvolksverhetzungunfall-nach-autorennen_20229396
30.07.2019
Gießen und Wetzlar
Nach eigenen Angaben hielt die rechtsextreme Kleinpartei „Der III. Weg“ am 30. Juli eine „Gedenkaktion“ zum Todestag von Otto von Bismarck an den Bismarcktürmen in Gießen und Wetzlar ab.
https://der-dritte-weg.info/2019/08/gedenkaktion-zu-ehrenbismarcks-in-giessen-und-wetzlar/
25.08.2019
Gießen
Laut Bericht der „Gießener Allgemeinen“ brachen Unbekannte am 25. August zwischen 18 und 21 Uhr in die Ditib-Moschee in der Marburger Straße ein. Sie warfen einen Koran in einen Mülleimer. Zudem rissen sie eine Fahne von der Wand und beschädigten eine Lautsprecheranlage.
https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/giessen-hessenvorfall-tuerkisch-islamischer-gemeinde-koran-muelleimer-ditibgebaeude-12949687.html
31.08.2019
Hungen
Laut Bericht der „Gießener Allgemeinen“ spielte die Neonazi-Band „Kategorie C“ auf einem Privatgrundstück im Hungener Stadtteil Villingen am 31. August ein Konzert. Die Band hatte das Konzert bereits einige Zeit zuvor für den „Raum Frankfurt“ angekündigt. Am frühen Abend des 28. August gab die Band auf ihrem Telegram-Account dann bekannt, dass ihr „Balladenabend“ im Hungener Stadtteil Villingen stattfinden wird. Der Auftritt der Band sollte zunächst in einer Gaststätte in Wölfersheim stattfinden. Laut Polizei hatten die Veranstalter den Wirt über den wahren Hintergrund der Veranstaltung aber im Unklaren gelassen, woraufhin der den Mietvertrag auflöste. Der Hungener Stadtteil Villingen war bereits vor fünf Jahren Schauplatz eines Rechtsrock-Konzerts. Nach Angaben der „Frankfurter Rundschau“ nahmen 50 Personen an dem Konzert teil.
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/neonazis-feiernhungen-kriegsbeginn-jahren-12961517.html
Schüler hören antisemitische Lieder
Grünberg
Laut Bericht der „Hessenschau“ vom 4. November hörten drei 14-jährige Schüler der Theo-Koch-Gesamtschule in Grünberg Mitte Oktober auf der Rückfahrt einer Klassenfahrt antisemitische Lieder. Die Schüler hatten mit ihrer Klasse nach Angaben des Landkreises Gießen die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald besucht. Die Schüler sollen ein Stück der Rechtsrockband „Landser“ gehört haben.
https://www.hessenschau.de/panorama/schueler-hoeren-antisemitische-liedernach-besuch-im-kz-buchenwald,theokoch-schule-antisemitismus-100.html
02.11.2019 – 03.11.2019
Hungen
Laut Bericht des „Gießener Anzeigers“ beschmierten Unbekannte zwischen dem 2. und 3. November eine Brücke an der Bundesstraße 457 bei Hungen mit einem Hakenkreuz.
https://www.giessener-anzeiger.de/lokales/blaulicht/polizeibeamterbei-attacke-auf-notarzt-verletzthochwertige-reifensatzegestohlenradfahrer-verletzt_20637979
31.11.2019
Gießen
Laut Bericht von „Spiegel Online“ begründete der Gießener Richter Andreas H. sein umstrittenes Urteil zu NPD-Plakaten mit der Aufschrift „Migration tötet“ damit, dass diese Aufschrift nicht volksverhetzend sei, sondern teilweise der Realität entspreche. Das Urteil des Verwaltungsgerichtes Gießen fiel am 14. August. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Wetteraukreis hat im Namen der Gemeinde Ranstadt Berufung beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel eingelegt. Die beklagte Stadt Ranstadt hat bereits Berufung eingelegt. In einem Interview mit der „Hessenschau“ schätzte Malte Engeler von der Neuen Richtervereinigung (NRV) das Urteil als „Ausdruck rassistischer Überzeugungen“ ein.
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/giessen-richter-haelt-npdslogan-teilweise-fuer-realitaet-a-1299078.html
31.01.2020
Gießen
Laut Polizeimeldung wurden von Unbekannten an einem Jugendtreff im Heyerweg am 31. Januar mehrere Hakenkreuze und andere verbotene Zeichen an der Hausfassade aufgesprüht
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43559/4510224
07.02.2020
Gießen
Laut Bericht der „Gießener Allgemeinen Zeitung“ wurde eine Frau muslimischen Glaubens am 7. Februar in der Regionalbahn zwischen Gießen und Frankfurt von einem 53-jährigen Mann rassistisch beleidigt, mit einer Bibel ins Gesicht geschlagen und verletzt. Der Täter soll die Frau als „muslimische Hure“ bezeichnet und aufgefordert haben, die Bibel zu lesen. Der Täter wurde am Frankfurter Bahnhof von der Bundespolizei verhaftet.
https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/giessenfrankfurtmuslima-rassistisch-beleidigt-bibel-attackiert-zr-13543656.html
08.05.2020
Gießen
Laut Polizeimeldung zeigte ein 48-jähriger Mann am 8. Mai am Kreuzplatz in Gießen einen Hitlergruß. Der Mann hatte sich in der Nähe einer Kundgebung des „Antifaschistischen Bündnisses Gießen“ befunden, die den Tag der Befreiung vom Faschismus feierte. Ordner der Kundgebung konnten einschreiten und den Mann zurückhalten. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren eingeleitet.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43559/4594404
07.06.2020-12.06.2020
Biebertal und Wettenberg
Laut Bericht der „Gießener Allgemeinen“ wurden in Biebertal und Wettenberg mehrere Aufkleber und Plakate der Reichsbürger-Szene entdeckt. Eine Anwohnerin hatte am Wochenende vom 6. auf den 7. Juni antidemokratische Aufkleber auf Mülleimern im Biebertaler Ortsteil Vetzberg entdeckt; die Biebertaler Bürgermeisterin Patricia Ortmann hat ein Plakat der „Reichsbürger“ in Rodheim auf dem Weg ins Büro gesehen. Und in Bieber sind einem Mitarbeiter der Ordnungsbehörde ebenfalls verfassungsfeindliche Aufkleber aufgefallen. Auch in Wettenberg hat eine Polizeistreife nach Hinweisen Plakate mit verfassungsfeindlichem Inhalt entdeckt.
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/biebertalort848760/reichsbuerger-aufkleber-biebertal-wettenbergentdeckt-13794607.html
20.08.2020
Gießen
Laut Bericht der „Gießener Allgemeinen“ vom 20. August wurde der ehemalige Bodybuilder und Betreiber eines Fitnessstudios in Gießen Walter Klock in einem Flugblatt mit dem Vorwurf der Volksverhetzung konfrontiert. Das Flugblatt wurde auf einer Nachttanzdemo verbreitet. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen Facebook-Account, in dem unter seinem Namen rechtsradikale und antisemitische Inhalte verbreitet werden. Höhepunkt waren Ende Januar mehrere geteilte Artikel, in denen das Ausmaß des millionenfachen Mordes an den Juden während der Nazizeit bestritten wird. In dem Beitrag des Portals „Morbus Ignorantia“ wird die Zahl aller KZ-Opfer mit rund 270 000 angegeben, „davon etwa die Hälfte Juden“. In einem anderen Post wird behauptet, dass tote deutsche Kriegsgefangene von den Alliierten zu jüdischen Opfer umdeklariert wurden. Geteilt wurden diese Beiträge Mitte und Ende Januar und damit rund um den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Klock nahm Anfang 2020 auch an einer Demonstration der Gießener Gelbwesten teil. Die Informationen aus dem Flyer wurden auch auf dem Blog „Cloxleax“ verbreitet. Die Familie Klock bestreitet die Vorwürfe.
https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/schwere-vorwuerfegegengiessener-bodybuilding-legende-13863113.html
26.11.2020
Allendorf
Laut Bericht der „Gießener Allgemeinen Zeitung“ wurden am 26. November von Unbekannten fünf Ortseingangsschilder in Allendorf entfernt. Die Schilder trugen den Zusatz „Ort der Vielfalt, Demokratie und Toleranz“. Die Toleranz-Schilder in Allendorf sollen ein sichtbares Bekenntnis zu demokratischen Werten darstellen. Deshalb wird von einem rechtsextremen Motiv für den Diebstahl ausgegangen.
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/allendorfort848754/toleranz-demontiert-schilder-allendorf-nach-wenigentagen-gestohlen-staatsschutz-ermittelt-13939769.html
05.01.2021
Staufenberg
Am 5. Januar berichtete die „Gießener Allgemeine“, dass ein Schild, das auf Toleranz, Vielfalt und Demokratie verweist, am Ortsausgang von Staufenberg Richtung Odenhausen aus der Bodenverankerung gerissen wurde. Die Toleranz-Schilder sollen ein sichtbares Bekenntnis zu demokratischen Werten darstellen. Der Vorfall ereignete sich vermutlich in der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 2020. Bereits im November 2020 kam es zu einem ähnlichen Vorfall in Allendorf.
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/staufenbergort848779/staufenberg-landkreis-giessen-toleranz-schildschaden-13950587.html
07.01.2021
Gießen
Nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ wurden bei einer Hausdurchsuchung am 7. Januar bei einem 62-jährigen Mann in Gießen fünf scharfe Schusswaffen und 2.000 Patronen gefunden. Der Mann steht laut Polizei der Reichsbürger-Szene zumindest nahe. Er habe die Waffen legal besessen, zur Gefahrenabwehr seien ihm Waffen und Zubehör jedoch abgenommen worden. Da in der Wohnung auch eine Patrone gefunden wurde, für die der Mann laut ersten Ermittlungen keine Genehmigung hatte, wird gegen ihn wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/kriminalitaet-giessen-polizeistellt-bei-reichsbuerger-scharfe-waffen-sicher-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210112-99-998494
06.02.2021
Gießen
Laut Polizeimeldung wurde am 6. Februar ein 42-jähriger Mann aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf in der Nähe einer Synagoge in der Straße „Burggraben“ in Gießen kontrolliert. Eine Zeugin hatte zuvor die Polizei über die auffällige Person informiert, die über einen Zaun auf das Grundstück kletterte. Der Mann war bereits zwei Stunden zuvor von einer Polizeistreife am Marktplatz kontrolliert worden, weil er einen Hitlergruß zeigte.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/amp/43559/4833330
05.03.2021 – 07.03.2021
Lollar
Zwischen dem 5. und 7. März wurden bei der Feuerwehr in Lollar von Unbekannten Hakenkreuz an eine Mauer gesprüht. Zudem wurde die Klingelanlage der Wache zerstört.
07.07.2021
Langgöns
Laut Polizeimeldung vom 7. Juli soll ein 64-jähriger Autofahrer einen Mann auf einem Discounterparkplatz am St.-Ulrich-Ring in Langgöns rassistisch beleidigt und geschlagen haben. Der Täter soll den marokkanischen Staatsbürger als „Scheiß Ausländer“ bezeichnet haben.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43559/4962569
08.09.2021
Linden
Nach Angaben der „Gießener Allgemeinen“ soll bei einer Hausdurchsuchung am 8. Februar in Linden ein 47-jähriger mutmaßlicher Reichsbürger mit einer Armbrust auf einen Polizisten geschossen haben. Das Geschoss verfehlte den Beamten. Der ursprüngliche Durchsuchungsbefehl war wegen des Verdachts auf versuchten Betruges und Urkundenfälschung gegeben worden.
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/kreis-giessen-linden-polizei-einsatz-reichsbuerger-armbrust-schussseptember-2021-90969066.html
24.01.2020
Grünberg
Laut Bericht der „Gießener Allgemeinen Zeitung“ sollen am 24. Januar an einer Demonstration von Maßnahmengegner_innen in Grünberg mutmaßliche Reichsbürger_innen teilgenommen haben. Ein dem Artikel beigefügtes Foto zeigt eine Gruppe von Personen die eine preußische Flagge trägt.
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/gruenbergort848763/reichsbuerger-zeigen-kurz-flagge-91257712.html
05.02.2022
Lich
Wie die „Gießener Allgemeine Zeitung“ am 5. Februar berichtete, soll ein_e unbekannte_r Täter_in unter falscher Nutzung des Namens des „Heimatkundlichen Arbeitskreises Lich“ (HKA) in einem Brief den Holocaust geleugnet haben. Der Brief kam an den HKA zurück, da die Adresse, der adressierte „Heimatverein Euba“, nicht zu ermitteln war. Auch die Absende-Adresse des HKA war falsch. Das Schreiben hatte verschwörungsideologische und antisemitische Äußerungen, das Leugnen von Corona-Pandemie und Holocaust zum Inhalt.
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/lich-ort848773/volksverhetzung-beamte-ermitteln-91283300.html
20.02.2022
Gießen
Laut einem Artikel der „Gießener Allgemeinen“ vom 2. Februar hat das Studierendenparlament der Justus-Liebig-Universität die Aktivitäten einer Telegram-Gruppe mit dem Namen „Studenten stehen auf!“ verurteilt. Die Gruppe richtet sich gegen die Maßnahmen in der Corona-Pandemie und ruft zu Demonstrationen der Maßnahmen-Gegner_innen auf. Die Inhalte, die in der Gruppe geteilt würden, seien wissenschaftsfeindlich und verharmlosten die Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Telegram-Gruppe wird laut dem Zeitungsbeitrag von einem Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Uwe Schulz administriert.
https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/ausnahmezustandin-giessen-querdenker-grossdemo-mit-kinderthemenangemeldet-91274778.html
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Rassismus im Alltag

Othering

Ob Kinderbücher oder Faschingskostüm: Rassistische Praktiken zeigen sich oft in scheinbar harmlosen Dingen und Situationen. Nämlich dann, wenn Menschen als „fremd“ dargestellt werden. Dabei werden oft Stereotype und Klischees eingesetzt, die auf den ersten Blick vermitteln sollen, hier ist jemand „anders“ als „wir“. Das perfide daran: Häufig haben die dabei eingesetzten Bilder nichts mit der Realität zu tun – sie zeigen lediglich ein Gegenbild zu dem, wie man die eigene Gruppe sieht. Besonders häufig drückt sich das beispielsweise im Gegensatzpaar „zivilisiert“ und „wild“ aus. Ja, es gibt indigene Stämme in den USA, die Federschmuck tragen. Wer sich zu Karneval allerdings als „Indianer“ verkleidet, beschäftigt sich in aller Regel nicht mit der Bedeutung dieser Kleidung innerhalb der jeweiligen Kultur, sondern will in der närrischen Zeit „wild“ spielen, weil man sich an normalen Tagen für „zivilisiert“ hält.

Diese Praktik bezeichnet man auch als „Othering“. Der Youtube-Kanal vom Rosamag erklärt, was dahintersteckt.

Ein Zeit-Interview mit der Kulturwissenschaftlerin Noa K. Ha über Karnevalskostüme und Rassismus: „Kostüme sind nicht unschuldig“

Ein Seminar zu Koloniallinguistik an der TU Dresden setzt sich mit dem Tim und Struppi-Comic auseinander.

Sichtbarkeit

Gangster, Flüchtling oder von Armut betroffen: POC-Schauspieler*innen bekommen häufig nur Rollen, wenn Klischees zu besetzen sind. Der Dokumentarfilm „Kino Kanak“ beleuchtet die Situation

Dieses Gruppenbild von Aktivistinnen der „Friday for Future“-Bewegung wurde von einer großen Presseagentur bearbeitet. Die Agentur schnitt Vanessa Akate aus dem Bild raus. Dadurch wurde die Aktivistin aus Uganda in vielen Presseberichten nicht abgebildet.

Lädt man auf der Plattform Twitter ein Bild hoch, auf dem zwei Personen zu sehen sind – eine hellhäutig und eine dunkelhäutig – dann erscheint in der Bildvorschau die hellhäutige Person. Rassismus macht People of Color weniger sichtbar.

Wer sichtbar wird, bekommt Hass.

Hassbotschaften im Netz treffen vor allem Frauen. Besonders dann, wenn Sie als Menschen mit Migrationserfahrung wahrgenommen werden und sich öffentlich zu politischen Themen äußern.

Schau hier in die Studie „Toxic Twitter“ von Amnesty International über Hassbotschaften gegen Frauen auf Twitter rein.

Wir haben mit Nava Zarabian von der Bildungsstätte Anne Frank über Hass im Netz gesprochen.

Zugehörigkeit

Wer gehört dazu und wer nicht? Menschen mit Migrationserfahrung und Menschen mit familiären Wurzeln in anderen Ländern machen immer wieder Erfahrungen von Ausgrenzung. Anerkennung und Zugehörigkeit erfahren viele nur dann, wenn sie besonders herausragende Leistungen vollbringen. Das zeigte exemplarisch die Debatte um den Rücktritt vom Gelsenkirchener Mesut Özil aus der Fußballnationalmannschaft. In der Folge sammelten sich viele Menschen unter dem Hashtag #MeTwo und berichteten von ihren eigenen Ausgrenzungserfahrungen. Ein Video der Initiative DeutschPlus blickt auf die Debatte und den Hashtag zurück:

Wohnungsmarkt

Statistisch betrachtet, leben Menschen mit Migrationserfahrung in Deutschland in kleineren Wohnungen und bezahlen mehr Miete als Menschen, die hier geboren wurden.

Laut einer Befragung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erlebten 15 % der Befragten rassistische Diskriminierung bei der Wohnungssuche. Bei den Befragten mit Migrationshintergrund lag der Anteil derer, die rassistische Diskriminierung erlebten bei 35 %.

Rassismus ist auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland ein ernsthaftes Problem. Vor allem viele private Vermieter*innen bevorzugen bei der Vergabe ihrer Wohnungen Menschen mit „deutsch“ klingenden Namen. Wer einen Namen hat, der nach einer anderen Herkunft klingt, oder beim Telefonat mit Akzent spricht, wird oft gar nicht erst zum Besichtigungstermin eingeladen. People of Color, die perfekt deutsch sprechen und einen „deutsch“ klingenden Nachnamen haben, bekommen zwar Besichtigungstermine, erleben vor Ort jedoch häufig abwertende Reaktionen und selten den Abschluss eines Mietvertrags. Nicht nur private Vermieter*innen diskriminieren auf diese Art und Weise. 2021 stellte sich beispielsweise heraus, dass eine kommunal finanzierte Wohnungsbaugesellschaft in Bremen systematisch People of Color und Menschen anderer Herkunft diskriminierte.

Wir haben mit der Antidiskriminierungsberatung „ADiBe“ über Rassismus auf dem Wohnungsmarkt gesprochen:

Broschüren der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zum Thema Rassismus auf dem Wohnungsmarkt:

Fair mieten – fair wohnen

Nothing to declare

Nothing to declare – Nichts zu erklären. Viele Menschen in Deutschland müssen häufig sehr viel erklären: Wo kommst du her? Was ist das für ein Nachname? Woher kommen deine Vorfahren? Solche Fragen können auch dann nerven, wenn sie „gut gemeint“ sind. Sie zeigen den Befragten, dass sie als nicht zugehörig und anders wahrgenommen werden.

Die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim erklärt auf ihrem Youtube-Kanal, warum die Frage „Woher kommst du“ rassistisch sein kann.

Der Autor und Moderator Sami Omar erzählt, weshalb er auf der Bühne nicht mehr mit der Erwartungshaltung seines Publikums über sein Herkunftsland spielt.

https://www.youtube.com/watch?v=o-xjx1f6K6k

Rassismus und Bewegungsfreiheit

Mal eben in den Urlaub fliegen, wohin Du willst? Ein Privileg, dass nicht jede*r hat, sondern stark abhängt vom Pass, den man besitzt.

Die Webseite Passportindex vergleicht, wie weit man mit welchem Pass kommt.

Mal eben in den Zug steigen und in eine andere Stadt fahren? Für viele Asylbewerber*innen ist das nicht möglich. Für sie gilt die sogenannte „Residenzpflicht“ und sie dürfen sich nur innerhalb des Landkreises der zuständigen Ausländerbehörde bewegen.

Rassismus im Bildungsbereich

Schüler*innen werden im Bildungsbereich auf verschiedene Arten diskriminiert und ungleich behandelt. Die finanziellen Möglichkeiten der Eltern haben in Deutschland großen Einfluss auf den Bildungserfolg von Kindern, beispielsweise beim Thema Nachhilfe.

Rassismus zeigt sich im Schulsystem auf verschiedenen Ebenen. Da sind Bemerkungen, vermeintliche „Witze“ von Lehrer*innen oder Mitschüler*innen, die jungen Menschen das Gefühl vermitteln anders zu sein und nicht dazuzugehören. Dieses Gefühl kann auch dadurch entstehen, wenn es Lehrer*innen nicht gelingt, die Aussprache der Namen ihrer Schüler*innen zu lernen.

Die frühe Selektion im deutschen Bildungssystem wirkt sich vor allem für Schüler*innen, die Deutsch als Zweitsprache lernen, negativ aus. Oft werden die Talente der Schüler*innen wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht wahrgenommen und keine Empfehlung für höhere Schulformen ausgesprochen, obwohl die Kinder in der Lage wären, dort zu bestehen.

Auch in Schulbüchern zeigt sich immer wieder Rassismus. Selbst in mathematischen Fächern kommt dies vor, beispielsweise wenn in Textaufgaben Klischees reproduziert werden.

Die Initiative „DeutschPlus“ hat Stimmen von Betroffenen über Rassismus an Schulen gesammelt.

Fachvortrag des Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Karim Fereidooni über Rassismus in Schule und Gesellschaft.

Sind Noten neutral?
Im Rahmen einer Studie wurden mehreren hundert Lehrer*innen zwei Diktate zur Bewertung vorgelegt. Obwohl in den Diktaten die gleiche Anzahl an Fehlern zu finden war, wurde eine Arbeit schlechter benotet als die andere. Die Forscher*innen führen dies auf das einzige Unterscheidungsmerkmal zurück: Das besser benotete Diktat stammte von einem fiktiven Schüler namens „Max“, das schlechter bewertete von einem Schüler namens „Murat“. Die strukturelle Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund besteht nicht nur im Deutschunterricht, sondern zeigt sich Studien zufolge auch in Fächern wie Mathematik.

Rassismus & Ausgrenzung im Freizeitbereich

Auszeit“ vom Rassismus?

Rassismus und Ausgrenzung finden auch in der Freizeit statt.

Immer wieder kommt es zu Vorfällen, bei denen Menschen aufgrund ihres Aussehens, insbesondere ihrer Hautfarbe, nicht in Clubs gelassen werden.

Vor wenigen Jahren sollte ein muslimischer Schützenkönig seinen Titel abgeben, weil dieser nur christlichen Menschen vorbehalten sei und eine junge Frau, die sich als Nürnberger Christkindl bewarb, wurde aufgrund ihrer Hautfarbe angefeindet.

Auch beim Online-Dating erleben People of Color immer wieder rassistische Situationen, bekommen beispielsweise rassistische Botschaften oder werden in Dates mit Klischeevorstellungen konfrontiert.

Wir haben mit der Antidiskriminierungsberatung „AdiBe“ über Rassismus im Freizeitbereich gesprochen.

Rassismus in den Sicherheitsbehörden

Viele Menschen mit Migrationserfahrung oder People of Color erleben die Polizei nicht als Freund und Helfer, weil sie schlechte Erfahrungen mit Polizist*innen gemacht haben. Besonders häufig kommt es dabei zu sogenanntem „Racial Profiling“: So nennt man Polizeikontrollen, bei denen ohne konkreten Anlass Menschen nach ihrem Ausweis gefragt werden oder Taschen durchsucht werden und von diesen Maßnahmen überwiegend People of Color betroffen sind. Für die Betroffenen sind die häufigen Kontrollen lästig und demütigend, gleichzeitig erzeugen die Maßnahmen bei Passant*innen den Eindruck, dass sie sich gegen Kriminelle richteten und nicht ohne Anlass geschehen.

Auf dem Youtube-Kanal YeboahsVLOGS wird über einen Fall von Racial Profiling berichtet:

https://www.youtube.com/watch?v=mUQgaEvmBMs

Mit dem Thema Rassismus bei der Polizei beschäftigte sich auch eine StreitBar-Diskussion der Bildungsstätte Anne Frank:

Viele People of Color, die in Haft geraten, erleben bei den Sicherheitsbehörden rassistische Aussagen oder rassistisches Verhalten. Das bekannteste Beispiel dafür in Deutschland ist der Fall Oury Jalloh. Oury Jalloh verbrannte in einer Dessauer Polizeizelle, laut der Polizei soll er seine Matratze mit einem Feuerzeug angezündet haben, obwohl er zum Zeitpunkt des Brandausbruchs mit Handschellen gefesselt war. Angehörige von Oury Jalloh und verschiedene Expert*innen gehen davon aus, dass Oury Jalloh ermordet wurde.

Ein Bericht des ARD-Magazins Monitor über den Fall Oury Jalloh:

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Chronik rechtsextremer Morde in Hessen

Mord an Walter Lübcke

Am 1. Juni 2019 wird der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke (CDU) auf seiner Terrasse ermordet. Der Täter ist ein Rechtsradikaler mit langer Historie an Gewaltstraftaten. Er tötet Walter Lübcke, weil dieser als Regierungspräsident die Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten öffentlich verteidigte.

Anschlag in Hanau

Am 19. Februar 2020 werden in Hanau neun junge Menschen ermordet. Der Täter suchte gezielt nach Orten, an denen er Menschen mit Migrationserfahrung vermutete. Er tötete aus rassistischen Motiven.

Die HR-Dokumentation „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“ begleitete die Familien der Opfer:

(https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xMjY5MzE/)

„Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst“

Ferhat Unvar

in Gedenken an:

Gökhan Gültekin
Ferhat Unvar
Sedat Gürbüz
Said Nesar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Hamza Kurtović
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Kaloyan Velkov

Dietzenbach gedenkt Sedat Gürbüz:

„Sedat Gürbüz wurde am 16.05.1990 in Langen geboren, er wuchs in Dietzenbach auf, wo auch seine Familie lebt. Am 19.02.2020 wurde Sedat bei dem rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Ein unschuldiger junger Mann wurde aus unserer Mitte gerissen. Wir trauern gemeinsam mit seinen Angehörigen um einen von uns. Dieses Mahnmal ist ein Zeichen gegen Rassismus und rechte Gewalt sowie für ein demokratisches, solidarisches und friedliches Zusammenleben. Es ist den Opfern des rassistischen Anschlags in Hanau vom 19. Feb. 2020 gewidmet. Ihre Namen sollen uns Mahnung sein, gemeinsam entschieden gegen Rassismus, Hass und rechte Gewalt zu kämpfen. Wir werden euch nicht vergessen.“

Die Gedenkstehle in Dietzenbach entstand als Kooperation der AG 19. Februar Dietzenbach, der Stadt Dietzenbach, der Partnerschaft für Demokratie Dietzenbach und dem Ausländerbeirat Dietzenbach

Weitere Todesopfer durch rechtsextreme und rassistische Gewalt in Hessen seit 1990:

31.01.1992
Namentlich nicht bekannte Familie
ermordet in Lampertheim
Beim Brandanschlag auf eine Unterkunft für geflüchtete Menschen stirbt eine dreiköpfige Familie aus Sri Lanka. Opfer des Anschlags wird ein 13 Monate altes Baby und seine Eltern. Der Mutter war 31 Jahre alt, der Vater 29 Jahre alt. Die Tat wird vom Land Hessen nicht als rechtsextremer Mord bewertet. Die zivilgesellschaftliche Amadeu-Antonio-Stiftung führt die Familie dagegen als Opfer rechtsextremer Gewalt.
23.02.1992
Blanka Zmigrod
ermordet in Frankfurt am Main
Im Februar 1992 wird die Holocaust-Überlebende Blanka Zmigrod in Frankfurt erschossen. Der Täter ist ein schwedischer Rechtsterrorist. In Schweden hatte der Täter bereits zwischen August 1991 und Januar 1992, aus rassistischen Motiven, auf elf Menschen mit Migrationsgeschichte geschossen. Dabei ermordete er den 34-jährigen Studenten Jimmy Ranijba.

Petition Blanka Zmigrod unvergessen!
18.02.1994
Ali Bayram
ermordet in Darmstadt
Ali Bayram wird im Februar 1994 von einem Nachbarn in seiner Wohnung in Darmstadt erschossen. Der Täter hatte der Familie zuvor mit rassistischen Sprüchen gedroht. Vor Gericht wurde dennoch die rassistische Motivation des Mordes nicht anerkannt. Wegen der Indizien führt die Amadeu-Antonio-Stiftung Ali Bayram als Opfer rechtsextremer Gewalt.
06.11.1994
Piotre Kania
ermordet in Rotenburg an der Fulda
„Am 6. November 1994 gerät der 18-jährige Piotr Kania am Bahnhof Rotenburg/Fulda (Hessen) in eine Auseinandersetzung mit fünf Bundeswehrrekruten. Nach Zeugenaussagen war einer der Rekruten durch Bomberjacke, Springerstiefel sowie ein T-Shirt mit der altdeutschen Aufschrift „Hools Deutschland“ als Rechter erkennbar. Kania bezeichnet ihn deshalb als „Nazischwein“ und verfolgt ihn bis zum Bahnhofsvorplatz. Dort dreht sich der 19-jährige Rekrut aus Halle/ Saale plötzlich um und rammt dem Sohn polnischer Migranten einen Stoßdolch ins Herz. Einem herbeieilenden Freund von Kania sticht der 19-Jährige in den Brustbereich. Anschließend flüchtet er gemeinsam mit den anderen Soldaten in einem Taxi in die Kaserne. Dort wird in seinem Spind rechtsextremes Propagandamaterial gefunden, zudem wird bekannt, dass gegen den 19-Jährigen wegen „schweren Landfriedensbruchs“ im Zusammenhang mit den rassistischen Krawallen in Rostock-Lichtenhagen im Sommer 1992 ermittelt wurde.“

Quelle: Tagesspiegel.de
17.08.2001
Doris Bott
ermordet in Fulda
Der Betreiberin eines Military-Geschäfts wird im August 2001 die Kehle durchgeschnitten. Die Zeit berichtet: „In einem der Prozesse zur Tat stellt sich heraus, dass es sich für Frank R. um ein Aufnahmeritual in die Thüringer Neonaziorganisation „Deutsche Heidenfront“ handelte.“ Demnach sei der rechtsextreme Täter von einem anderen Mitglied der Gruppe gezielt zum Mord an Doris Bott aufgefordert worden.
27.03.2003
Jeremiah Duggan
getötet in Wiesbaden
Jeremiah Duggan wird im März 2003 tot in Wiesbaden aufgefunden. Zunächst steht ein Suizid im Raum. Allerdings nahm der Student zuvor an einer Tagung eines Instituts teil, dass der rechtsextremen und antisemitischen LaRouche-Sekte zugerechnet wird. Inzwischen gehen verschiedene Stellen davon aus, dass es sich nicht um einen Suizid handelte, sondern die Sekte für den Tod von Duggan verantwortlich ist.
06.04.2006
Halit Yozgat
ermordet in Kassel
Am 6. April 2006 wurde Halit Yozgat in Kassel (Hessen) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ in seinem Internetcafé erschossen.

Die Initiative NSU-Watch recherchiert zu den Taten des NSU
23.10.2014
Charles Werabe
ermordet in Limburg
Der 55-jährige Charles Werabe wird im Oktober 2014 von mehreren Tätern in einer Obdachlosenunterkunft erschlagen. Während der Tat beleidigen die Täter ihr Opfer rassistisch. Die Täter waren bereits zuvor mit rassistischem Gedankengut aufgefallen.

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Geschichte III – NS-Regime

Während der Zeit des Nationalsozialismus sind Rassismus und Antisemitismus in Deutschland allgegenwärtig, bestimmen die Politik und münden in den Holocaust.

Ideologie der NSDAP

Die rassistische Ideologie der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) ist einerseits durch den Antisemitismus geprägt und andererseits durch sogenannte „Rassentheorien“ und das Konzept der „Rassenhygiene“. Die Weltanschauung der NSDAP war geprägt von der Vorstellung, man könne Menschen in bestimmte „Rassen“ einteilen, die unterschiedlich viel wert seien. Die angeblich „minderwertigen Rassen“ wurden systematisch entrechtet und schließlich ermordet.

Das Ziel der „Rassenhygiene“ im Dritten Reich war es also, dass Volk von angeblich minderwertigen Menschen zu „säubern“. Ausdruck fand diese Politik beispielsweise in den 1935 verabschiedeten Nürnberger Gesetzen, die politische Rechte – also grundlegende Menschenrechte – nur noch denen gewährte, die eine „arische Abstammung“ nachweisen konnten. Die Idee der „Rassenhygiene“ spielte aber auch bei der Begründung der Vernichtungspolitik und des industriell organisierten Massenmords in den Konzentrationslagern eine Rolle und diente als Rechtfertigung für die „Euthanasie“-Politik im Dritten Reich, also der Ermordung von Menschen mit Behinderungen und psychisch kranken Menschen.

In diesem Video erzählt die Zeitzeugin Anna Mettbach über ihr Leiden in Auschwitz
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Geschichte II – Kolonialzeit

Zeitstrahl zur Kolonialzeit

1492 – Ende der Reconquista („Limpieza de sangre“)/ Überfahrt Kolumbus

1494 – Vertrag von Tordesillas

1510 – Beginn des transatlantischen Sklav*innenhandels

1600-1602 – Schaffung der britischen (1600) und der niederländischen (1602) „Ostindien-Kompanie“

1807 – Großbritannien verbietet eigenen Sklav*innenhandel

1815 – Ächtung des Sklav*innenhandels durch Wiener Kongress

1884-1885 – Errichtung der Kolonie „Deutsch-Südwest-Afrika“ (heutige Republik Namibia) und „Togo“ (1884)/ Kongo-Konferenz in Berlin/ Errichtung der Kolonie „Deutsch-Ost-Afrika“ (1885)

1898 – Errichtung einer deutschen Kolonie in Qingdao

1899 – Errichtung der Kolonie „Deutsch-Neuguinea“

1904-1908 – Aufstände der Gruppen Khoikhoin und Herero in Deutsch-Südwest-Afrika, Ermordung von etwa 75.000 Herero (1904 bis 1906); „Maji Maji“-Aufstand auf den deutschen Baumwollplantagen in Deutsch-Ost-Afrika, Ermordung von etwa 200.000 Menschen in den Aufstandsgebieten (1905 bis 1908)

1914 – Hinrichtung von etwa 200 aufständischen Amtsträger*innen – darunter Rudolf Duala Manga Bell, Ludwig Mpundo Akwa, Mandola von Groß Batanga, Martin-Paul Samba – in der deutschen Kolonie Kamerun (1914).

1919 – Unterzeichnung des Friedensvertrages im Schloss zu Versailles nach dem ersten Weltkrieg. Die deutschen Kolonien werden an die Mandatsmächte Frankreich und Großbritannien übertragen

1960 – Dekolonisation einer Vielzahl afrikanischer Staaten, „Afrikanisches Jahr“

2021 – Die deutsche Bundesregierung stuft die Gräueltaten an Herero und Nama als Völkermord ein

Vertiefungen und Ergänzungen

Das Jahr 1492 steht für die „Entdeckung“ Amerikas durch die Überfahrt von Christoph Kolumbus, die zur Eroberung des amerikanischen Kontinents durch die Spanier führte. Gleichzeitig ist es das Jahr des Endes der „Reconquista“, der „Rückeroberung“ der Jahrhunderte lang unter maurischer Vorherrschaft stehenden Gebiete des südlichen Spaniens.

Bereits Jahrzehnte zuvor hatte sich aus religiösem Antijudaismus rassistischer Antisemitismus entwickelt, der in der Vertreibung der Jüd*innen, später auch der Mauren, gipfelte. Die ethnische Homogenität wurde von der spanischen Krone als Voraussetzung für die nationalstaatliche Einheit angesehen. Im 15. Jahrhundert entstand in Spanien auch die Ideologie der „Limpieza de sangre“ – der Reinheit des Blutes. Zum Katholizismus konvertierten Jüd*innen und Mauren wurde vorgeworfen, nur zum Schein konvertiert zu sein. Anders als im Antijudaismus des Mittelalters diskriminierte das frühneuzeitliche Konzept der „Limpieza de sangre“ nicht nur nach rein religiösen Kriterien, sondern nach denen der Abstammung. Insofern gilt es heute in der Forschung als eine Vorstufe des Rassismus.

Im Jahr 1510 segelte das erste Schiff mit 50 schwarzen Sklav*innen von Westafrika nach Haiti. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert wurde im Atlantik Sklav*innenhandel betrieben. Europäische Händler*innen transportierten Sklav*innen auf Schiffen, zu Hunderten unter Deck zusammengepfercht, in die Kolonien Nord- und Südamerikas und der Karibik. Die Enge, spärliche Ernährung, Krankheiten und körperliche Gewalt setzten den Gefangenen stark zu – Schätzungen zufolge lag die Sterblichkeitsrate während der Überfahrt bei etwa 15 Prozent. Insgesamt verschleppten die Händler*innen etwa 12 Millionen Menschen auf den amerikanischen Kontinent.

Was wird hier geehrt?

Viele Straßen in Deutschland sind nach Menschen benannt, die aktiv an der Unterdrückung und Ausbeutung anderer Länder und Menschen beteiligt waren oder die rassistische Ideologie der Kolonialzeit mitgeprägt haben.

Das Künstler*innenkollektiv peng! hat gemeinsam mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) eine Aktion gestartet, bei der solche Spuren der Kolonialzeit auf einer Karte sichtbar gemacht werden.

Tear down this shit

Fiktion und Wirklichkeit der Kolonialzeit

Zivilisierte Welt: Gestützt auch auf das Gedankengut der Aufklärung, verstanden sich die Kolonialmächte als die „zivilisierte Welt“, die dem Rest der Welt dabei half, dorthin zu gelangen. Tatsächlich beruhte die koloniale Herrschaft allerdings nicht auf Demokratie und Menschenrechten, sondern im Gegenteil auf Gewaltherrschaft, Sklaverei und Ausbeutung.

Wirtschaft: In der Vorstellung der Kolonialmächte half man anderen Ländern bei der „Entwicklung“. Tatsächlich bestand das Kolonialsystem vor allem aus Ausbeutung von Bodenschätzen, natürlichen Ressourcen und Arbeitskräften. Wohlstand bedeutete das Kolonialsystem nur für die Kolonialmächte – in den ausgebeuteten Ländern vergrößerte es dagegen die Armut. Auch heute leiden die ausgebeuteten Länder unter den Folgen. Beispielsweise führt die in der Kolonialzeit umgesetzte exportorientierte Landwirtschaft dazu, dass heute viele Nahrungsmittel importiert werden müssen.

Kultur: Die Kolonialmächte verstanden sich selbst als „Kulturnationen“. Mit dem Glauben an die eigene „Zivilisiertheit“ wurden andere Kulturen als minderwertig oder „wild“ abgewertet. Die Auswirkungen: Während der Kolonialzeit wurden beispielsweise in vielen unterdrückten Ländern die Ausübung von regionalen religiösen Praxen oder das Sprechen von regionalen Sprachen verboten. Tatsächlich vernichtete die Kolonialzeit also Kultur.

Der kamerunische Musiker Blick Bassy singt auf Bassa, einer bedrohten Sprache, über die Kolonialgeschichte. Auf Spotify kann reingehört werden.

Wissenschaft: Während der Kolonialzeit beteiligten sich zahlreiche wissenschaftliche Institutionen an der Legitimierung der Herrschaftsverhältnisse. Forscher*innen versuchten mit pseudowissenschaftlichen Methoden die behauptete Ungleichwertigkeit von Menschengruppen zu belegen, beispielsweise durch das Vermessen menschlicher Schädel. Auch für die Bevölkerung innerhalb der imperialen Gesellschaften hatte diese Forschung verheerende Konsequenzen: Die „Eugenik“-Bewegung fußte auf denselben Scheinvorstellungen von Wissenschaft und führte zu Maßnahmen wie Zwangssterilisationen bei sozial benachteiligten Menschen, Menschen mit Behinderung oder Straffälligen.

Kunstgüter: Während der Kolonialzeit wurde massenhaft Kunst nach Europa gebracht. Die Kunst wurde geraubt oder zu lächerlich niedrigen Preisen und unter Zwang verkauft. Die Kolonialmächte lieferten sich einen regelrechten Wettstreit darum, wer die meisten Kunstwerke in die eigenen Museen brachte. Deshalb stehen auch heute noch in europäischen Museen viele geraubte Kunstwerke.

Schule für Ausbeutung und Unterdrückung in Hessen

1898 wurde in der nordhessischen Stadt Witzenhausen die „Deutsche Kolonialschule für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe“ gegründet. An der Schule sollten junge Männer auf ihre Tätigkeit in Kolonien vorbereitet werden. Dokumente aus der Zeit zeigen, dass es bei der Schulgründung nicht nur um Ausbildung ging. Die Einrichtung sollte auch Stimmung machen für ein deutsches Kolonialreich. Ein Zitat des Gründers und ersten Direktors G.A. Fabarius verbirgt diese Absicht kaum:

„Deutsche Söhne aus den besten Kreisen unseres Volkes hineinzuführen in die überseeische Arbeit und ihr den für das binnenländische Spießbürgertum fast anrüchigen Eindruck des ‚Abenteurertums gescheiterter Existenzen‘ zu nehmen.“

G.A. Fabarius, Direktor der Kolonialschule über den Sinn der Kolonialschule in einem Aufsatz mit dem Titel „Die Deutsche Kolonialschule und ihre Aufgaben“ aus dem Jahre 1908

Auf dem Lehrplan standen vor allem Fremdsprachen, handwerkliche, technische und landwirtschaftliche Ausbildung, aber auch Fächer wie „Völkerkunde“. Texte aus der Schulzeitung „Der Deutsche Kulturpionier“ zeigen, dass an der Schule auch Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen gerechtfertigt wurde. Ein dort veröffentlichter Text mit dem Titel „Herrenmoral und Sklavenmoral“ versucht dem System der Sklaverei einen christlichen Anschein zu geben.

Während des ersten Weltkriegs wurde der Schulbetrieb eingestellt und nach Kriegsende wieder fortgesetzt, obwohl Deutschland nach dem Versailler Vertrag überhaupt keine Kolonien mehr hatte. Während der Weimarer Republik zieht die Schule nach und nach Schüler mit nationalsozialistischer Gesinnung an. Nach der Machtübernahme der NSDAP bestimmt die nationalsozialistische Rassenlehre Ausbildung und Politik der Schule.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs knüpft das „Deutsche Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft“, eine Nebenstelle der Universität Kassel, an die Kolonialschule an. Es dauert lange, bis das kolonialgeschichtliche Erbe kritisch aufgearbeitet wird. In Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk haben heutige Studierende in Witzenhausen ein Multimedia-Projekt über die Geschichte ihrer Lehranstalt entwickelt:

Perspektivenwechsel: Witzenhausen und sein koloniales Erbe

2016 erschien im avant-Verlag die Graphic Novel „Raus Rein“, eine Sammlung von Comics, die sich mit der Geschichte der Kolonialschule beschäftigen.

Besonders deutlich zeigt sich der Geist, der an der Deutschen Kolonialschule wehte, anhand eines Überfalls auf eine jüdische Wandergruppe in Wendershausen im Jahr 1931:

Dutzende Menschen, die zuvor nationalsozialistische Versammlungen besuchten, griffen verabredet und gezielt eine Gruppe junger, jüdischer Wander*innen an. Die Opfer wurden mit Schlagstöcken und Latten mit Nägeln angegriffen und zum Teil so schwer verletzt, dass sie fortan arbeitsunfähig waren. Fast alle Angreifer waren Schüler der Kolonialschule Witzenhausen. In Vernehmungen der Polizei zeigte sich, dass fast alle von ihnen Mitglieder in nationalsozialistischen Organisationen waren. Vor Gericht verteidigte die Angreifer der damalige Kasseler Anwalt Roland Freisler, der nach der Machtergreifung der Nazis Karriere machte und Präsident des Volksgerichtshofs wurde. In dieser Funktion vollstreckte er in Scheinprozessen etwa 2600 Todesurteile – unter anderem gegen die Geschwister Scholl. In der Verteidigung seiner Mandanten von der Kolonialschule versuchte er dagegen die Tat als einen „Streich“, der aus dem Ruder gelaufen sei, zu verharmlosen.

Einige Jahre später, 1936, erscheint in der Schulzeitung der Deutschen Kolonialschule ein Artikel, in dem die Gewalttat von Wendershausen verherrlicht wird.

Die Skizze des Übergriffs stammt aus einer Ermittlungsakte von 1931. Den Ermittlungsbericht von damals haben wir für Sie vertont:

Im Jahr des antisemitischen Angriffs von Wendershausen besuchte auch Hartwig Golf die Kolonialschule. In den Ermittlungsakten taucht sein Name nicht auf. Golf trat 1965 der rechtsradikalen Partei NPD bei und saß von 1969 bis 1970 als Abgeordneter der Partei im hessischen Landtag.

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Geschichte I – Antike und Mittelalter

Antike

Bereits in der Antike gab es Denkmuster, die dem heutigen Rassismus ähnlich sind. Man kategorisierte Menschen in abwertende Schubladen wie „Barbar*innen“ oder „Wilde“ und schrieb ihnen negative Eigenschaften zu. Mit dem antiken Sklav*innensystem bestand auch schon damals ein Ausbeutungssystem, dass Menschen auf Grund ihrer Herkunft entwertete und ihnen grundlegende Rechte verwehrte. Die Behauptung, der Limes – also die römische Grenzanlage – wäre ein „anti-barbarischer Schutzwall“ gewesen, ist aber eher eine Zuschreibung späterer Jahrhunderte.

Mittelalter

1:

Kreuzzug: 1095 rief Papst Urban II. zu einem Kreuzzug auf, um Jerusalem von den islamischen Seldschuken zu befreien. Viele einfache Leute aus Frankreich und Deutschland zogen durch Europa, um sich zu beteiligen. Auf ihrem Weg ins „Heilige Land“ vernichteten sie viele jüdische Gemeinden, z. B. in Worms, Mainz, Speyer und Köln.

2:

Ritualmordlegende: Vom 11. bis zum 18. Jhd. gab es in verschiedenen europäischen Staaten immer mal wieder das Gerücht, dass Jüd*innen für die Pessachfeier oder verschiedene andere Zwecke das Blut eines Christenkindes bedürften, das sie deshalb ermorden würden. Wenn diese Legende aufkam, kam es anschließend oft zu Pogromen gegen jüdische Gemeinden. In Süddeutschland wurden Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts viele tausend Jüd*innen bei den so genannten „Armleder- und Rintfleisch-Pogromen“ getötet.

3:

Brunnenvergiftung: Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert kam es in Deutschland mehrmals zu großen Pestepidemien. Weil man die Ursache nicht kannte, unterstellte man, dass Juden die Brunnen vergiftet hätten.

4:

Hostienfrevel: Nach christlicher Lehre verwandelt sich die Hostie nach ihrer Weihe in Leib und Blut Jesu. Ein Zerstechen der Hostie bedeutet dann eine zweite Ermordung Christi, nachdem „die Juden“ früher schon einmal Jesus am Kreuz getötet hätten. Wenn nun zerstörte Hostien gefunden wurden, gab man Jüd*innen die Schuld und richtete sie hin.

5:

Vertreibung aus Spanien: Ab 1492 stellte die spanische Regierung die im Land lebenden Jüd*innen vor die Wahl, sich entweder taufen zu lassen oder das Land zu verlassen. Wer blieb, wurde getötet.

6:

Judenvertreibungen: Vor allem im 14. Jahrhundert wurden Jüd*innen auf Befehl der Könige aus England und Frankreich vertrieben.

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Was ist Rassismus?

Abwertung von Gruppen von Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrer kulturellen Eigenarten oder ihrer ethnischen, nationalen oder religiösen Zugehörigkeit.

„Jegliche Vorstellung, die eine bestimmte Gruppe als einer anderen ethnischen Gruppe unterlegen oder überlegen betrachtet.“

Ibram X. Kendi, Historiker

„Wenn also jemand glaubt, Schwarze seien von Natur aus Weißen überlegen, dann ist das zwar theoretisch ein rassistischer Gedanke – praktisch aber ein recht wirkungsloser“

Alice Hasters, Publizistin, kritisiert die Definition von Kendi.

„Diese Mückenstiche haben einen Namen: Mikroaggressionen. […] Das können Angriffe und Beleidigungen sein, wie die Verwendung des N-Wortes oder Aussagen wie „Wir sind hier in Deutschland“. Es können unbewusste Handlungen sein – etwa, wenn eine Frau ihre Tasche umkrallt, sobald ich mich in der Bahn neben sie setze. Aber auch das Negieren und Absprechen der eigenen Perspektive und Erfahrungen gehört dazu. Viele Menschen glauben mir nicht, wenn ich sage, dass manche Menschen Angst vor mir haben und mich für eine Diebin halten.“

Alice Hasters, Publizistin

„Rassismus ist ein Ausbeutungssystem, erfunden von weißen Menschen, um gewaltvoll Ressourcen horten zu können, ohne dabei ihr Gefühl der moralischen Erhabenheit und Vernunftbegabung verlieren zu müssen. Weiße Menschen und Körper wurden mit einem Set von positiven Eigenschaften versehen. Zum Beispiel: unschuldig, fortschrittlich, moralisch, fair, vernunftbegabt. Schwarze Menschen und Körper wurden mit einem Set von negativen Eigenschaften versehen, wie etwa: kriminell, faul, emotional. Pigmentierung wurde dadurch zu einer folgenreichen Unterscheidungskategorie aufgeladen.“

Maisha-Maureen Auma, Professorin für Kindheit und Differenz

„Rassismus ist das Märchen über angeborene Eigenschaften, die Annahme, dass wir von Natur aus verschieden seien.“

Alice Hasters, Publizistin

„Rassismus ist eine Lehre, die eine hierarchische Unterscheidung von Menschen vornimmt. Grundlage dieser Unterscheidung sind biologische Merkmale, die als wesentliche Voraussetzung für soziale und kulturelle Leistungsfähigkeit sowie für gesellschaftlichen Fortschritt gedacht werden. Mithilfe dieser Gedankenkonstruktion lassen sich Trennungen entlang einer Beteiligungsachse anordnen: Auf der einen Seite finden sich Menschen, Gruppen und Gesellschaften, die als ›überlegen‹ und infolgedessen als herrschende ›Norm‹ gelten; auf der anderen Seite finden sich Menschen, Gruppen und Gesellschaften, die als ›unterlegen‹ dargestellt und als Abweichung entworfen sind. Ein wesentlicher Grund für die Schaffung einer solchen Rangordnung sind ökonomische, materielle, kulturelle, intellektuelle und soziale Ressourcen, deren ungleiche Verteilung mit rassistischen Argumenten begründet, gerechtfertigt, kontrolliert und auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens durchgesetzt wird.“

Maisha-Maureen Auma, Professorin für Kindheit und Differenz

„Rassismus ist ein System, das mit der Absicht entstanden ist, eine bestimmte Weltordnung herzustellen. Es wurde über Jahrhunderte aufgebaut und ist mächtig. Darin wurde die Hierarchie rassifizierter Gruppen festgeschrieben, und die lautet, ganz grob so: Weiße ganz oben, Schwarze ganz unten.“

Alice Hasters, Publizistin

„Rassistische Vorstellungen setzen die Realität außer Kraft und schreiben die Geschichte um, einschließlich unserer eigenen.“

Ibram X. Kendi, Historiker

„Rassismus ist nicht erst die negative Reaktion auf einen angeblichen Unterschied, sondern bereits die Behauptung des Unterschieds.“

Noah Sow, Publizistin

„Rassismus lenkt unsere Wahrnehmung, unsere Deutung und unsere Verarbeitung von sozialen Informationen. Rassismus als System besteht aus alltäglichen Wahrnehmungshilfen, genauer: aus Wahrnehmungsfiltern. Diese Filter bestimmen, wie wir soziale Gehalte einschätzen oder Situationen bewerten, wie wir auf zwischenmenschlicher Ebene agieren oder welche kollektiven Bezugnahmen für uns von Bedeutung sind.“

Maisha-Maureen Auma, Professorin für Kindheit und Differenz

„Jede auf der Rasse, der Hautfarbe, der Abstammung, dem nationalen Ursprung oder dem Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung, die zum Ziel oder zur Folge hat, dass dadurch ein gleichberechtigtes Anerkennen, Genießen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird.“

United Nations, 1964

„Die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft die Missachtung einer Person oder Personengruppe oder das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einer Person oder Personengruppe rechtfertigt.“

Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz

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